Sehen Sie das Glas halbvoll oder halbleer? Tatsächlich zeigt die Forschung, dass halbvolle Gläser mit diversen positiven Folgen einhergehen. Dieser kurze Blog widmet sich diesem Thema.
Was ist was?
Der Schriftsteller Ernst Ferstl sagte: "Der Unterschied zwischen einem Optimisten und einem Pessimisten besteht darin, dass beide alles für möglich halten." Das Vorzeichen des Möglichen ist jedoch ein anderes, möchte ich anfügen. Dabei stammt das Wort "Optimismus" vom lateinischen Wort "optimum" ab, was "das Beste" bedeutet.
Die Unterscheidung lautet wie folgt: Während der Optimist erwartet, dass ihm Gutes widerfährt und er somit eine positive Lebenseinstellung zeigt, geht der Pessimist davon aus, dass ihm Schlechtes bevorsteht. Der Optimist fokussiert auf das, was gut läuft und vertraut bei Schwierigkeiten darauf, dass es sich wieder zum Guten wenden wird.
Ist Optimismus besser?
Jahrezehntelange Forschung brachte zu Tage, dass Optimismus die bessere Wahl darstellt als Pessimismus, da dieser mit diversen positiven Folgen einhergeht. So geben optimistischere Personen eine höhere Lebenszufriedenheit an. Optimisten zeigen eine gesündere Lebensweise, bspw. bewegen sie sich mehr und rauchen weniger. Optimisten schlafen besser und essen gesünder. Darüber hinaus lässt sich ein förderlicherer Umgang mit Stress feststellen. Optimisten verfügen über tragfähigere Beziehungen und nehmen deren Unterstützung bei Stress eher in Anspruch. Der bessere Umgang mit Stress wirkt sich dann auch auf die körperliche Gesundheit aus, die bei Optimisten im Schnitt besser ist. Entsprechend haben optimistische Personen eine geringere Anzahl körperlicher Erkrankungen wie bspw. kardiovaskuläre Krankheiten und ein besseres Immunsystem. Auch psychische Störungen wie zum Beispiel die Depression treten bei Optimisten seltener auf. Hier zeigt sich, was der Volksmund schon lange wusste: die Redewendungen "krank vor Sorge" und "zu Tode gefürchtet ist auch gestorben" kommen nicht von Ungefähr. Der durchschnittliche Optimist lebt zufriedener, gesünder und länger.
Warum ist das so?
Wer eine optimistische Grundhaltung hat, erlebt eher angenehme Gefühle, setzt sich positivere Ziele und hat ein höheres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Optimisten übernehmen eher die Verantwortung für erfreuliche Ereignisse, während sie unerfreuliche Ereignisse und Misserfolge äusseren Umständen zuschreiben. Optimisten erwarten einen guten Ausgang der Dinge, was dazu führt, dass dies auch eher passiert - es grüsst der Effekt der selbsterfüllenden Prophezeiung. Dieser besagt, dass das, woran man glaubt, auch eher eintrifft.
Ist Optimismus immer besser?
Nein, nicht immer. Zwischen den Optimisten ist zwischen realistischen und unrealistischen Optimisten zu unterscheiden. Unrealistische Optimisten gehen zu häufig von positiven Ergebnissen aus und neigen somit dazu, das Risiko für verschiedene Ereignisse und deren möglicher negativer Folgen zu unterschätzen. Realistische Optimisten hingegen haben den Kopf zwar in den Wolken, doch verlieren dabei die Bodenhaftung nicht. Optimismus ist also nur dann sinnvoll, wenn der Realitätsbezug nicht verloren geht, wenn die Dosis stimmt. Der Satz "Alles wird gut!" ergibt nur dann Sinn, wenn ein Körnchen Wahrheit darin steckt. Unrealistischer, naiver Optimismus geht mit Enttäuschungen, einem schlechteren Selbstwertgefühl und einem verringerten Wohlbefinden einher. Pessimismus ist jedenfalls nie eine Lösung.
Was bleibt dem Pessimisten anderes übrig ...
... als angesichts dieser Hiobsbotschaft zu verzweifeln? Nein, dazu gibt es keinen Grund, denn: Optimismus ist lernbar. Selbstverständlich nicht von heute auf morgen, aber mit Training und allenfalls Beratung ist es möglich, über die Zeit hinweg eine optimistischere Sichtweise aufzubauen. Ich bin da ganz optimistisch!
Lesetipps
Seligman, M. (2015). Wie wir aufblühen. Die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens. Goldmann: München.
Autorin
Dr. phil. Sandy Krammer, LL.M.